Geiz-ist-geil-Slogan ist Geschichte: Wie Karsten Wildberger MediaMarkt und Saturn neu aufstellt
Die Elektronikhändler MediaMarkt und Saturn stehen seit jeher für ein großes Sortiment an Unterhaltungselektronik – und für bekannte Werbeslogans wie „Ich bin doch nicht blöd“ und „Geiz ist geil“. Doch das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren in einem zunehmend digitalen Markt behaupten müssen, in dem sich Kundenerwartungen und Wettbewerbsbedingungen grundlegend verändert haben. Karsten Wildberger, CEO des Mutterkonzerns CECONOMY, ist seit 2021 verantwortlich für die Umstrukturierung des Unternehmens.
Mit einem Jahresumsatz von über 22 Milliarden Euro, aber einem Marktwert von nur etwa 1,5 Milliarden Euro, befindet sich CECONOMY in einer paradoxen Lage. Das Unternehmen bleibt ein bedeutender Spieler im Elektronikmarkt, doch der geringe Börsenwert zeigt, wie viele Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit bestehen – insbesondere angesichts der Konkurrenz von Online-Giganten wie Amazon. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, verfolgt Karsten Wildberger eine Kombination aus Kostensenkung und Serviceorientierung. Über seine Strategie hat er nun in dem OMR Podcast zusammen mit Philipp Westermeyer gesprochen.
Neue Wege mit Service und Filialreformen
Eine wesentliche Säule von Karsten Wildbergers Strategie ist der Ausbau des Serviceangebots. Der CEO sieht im Service nicht nur eine Möglichkeit, sich vom reinen Preiskampf zu lösen, sondern auch eine Möglichkeit, die Kundenbindung zu stärken. So können Kunden bei MediaMarkt und Saturn inzwischen Beratungstermine online buchen, ähnlich wie in Apple Stores. Diese personalisierte Ansprache soll Kundenerlebnisse verbessern und langfristig Vertrauen schaffen. Zudem bietet das Unternehmen Remote-Beratung an, die insbesondere für die Kunden von Vorteil ist, die sich bei technischen Fragen schnelle Unterstützung wünschen.
Zusätzlich hat CECONOMY begonnen, mit neuen Filialkonzepten zu experimentieren. In Tübingen eröffnete MediaMarktSaturn einen Pop-up-Store, der ausschließlich aufbereitete Produkte anbietet. Hier spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle – gebrauchte Geräte werden wieder instandgesetzt und zu einem reduzierten Preis angeboten. Auch das Thema Reparatur gewinnt an Bedeutung, da immer mehr Kunden dazu neigen, Geräte reparieren zu lassen, anstatt sie sofort zu ersetzen.
Kostensenkungen und eine neue Rolle für das Personal
Karsten Wildberger betont, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren weiterhin auf Kostendisziplin setzen wird. Besonders Tätigkeiten, die nicht im direkten Kundenkontakt stehen, werden genau überprüft. Wildberger beschreibt diesen Schritt als notwendig, um die Effizienz des Unternehmens zu steigern und Ressourcen für wachstumsfördernde Maßnahmen freizumachen.
Die ungewisse Zukunft der Marke Saturn
Ein weiteres Thema, das Karsten Wildberger als CEO intensiv beschäftigt, ist die Frage nach der Zukunft der Marke Saturn. Während MediaMarkt und Saturn über viele Jahre nebeneinander existierten, stellt sich nun die Frage, ob eine Differenzierung noch sinnvoll ist. Aktuell nutzt CECONOMY Saturn als Plattform für spezifischere Angebote wie Gaming-Produkte, doch Karsten Wildberger sieht darin keine nachhaltige Strategie. Ein interner Prüfprozess soll klären, ob es langfristig sinnvoll ist, beide Marken aufrechtzuerhalten. Eine endgültige Entscheidung darüber steht jedoch noch aus.
Markenbotschafter und neue Werbekooperationen
Auch in Sachen Marketing gibt es frischen Wind: Mit Jürgen Klopp als Markenbotschafter haben MediaMarkt und Saturn eine bekannte Persönlichkeit gewonnen, die für beide Marken wirbt. Klopp, der früher als Fußballtrainer tätig war, verkörpert mit seiner authentischen Art eine breite Anziehungskraft und soll die Sympathie für die Marken stärken. Neben Klopp setzt CECONOMY verstärkt auf Partnerschaften im Sportbereich. In den Niederlanden unterstützt das Unternehmen den Fußballclub Feyenoord Rotterdam, in Italien ist es im Basketball vertreten. Diese Sponsoring-Aktivitäten sollen helfen, eine engere Beziehung zu den Fanbases der gesponserten Teams aufzubauen und das Unternehmen auch abseits der reinen Verkaufsfläche im Alltag der Kunden zu verankern.
Die Bedeutung der Städte: Ein Blick auf die Zukunft der Fußgängerzonen
Neben der Digitalisierung des Serviceangebots beschäftigt sich Karsten Wildberger auch mit der Rolle des stationären Einzelhandels in den Innenstädten. Er sieht in Deutschland Verbesserungspotenzial und verweist auf die Niederlande, wo Städte oft attraktiver gestaltet seien und Aspekte wie Sicherheit und Sauberkeit eine größere Rolle spielten. Er ist der Meinung, dass solche Faktoren entscheidend sein könnten, um den stationären Handel gegenüber Online-Konkurrenten konkurrenzfähig zu halten. Karsten Wildberger plädiert dafür, den öffentlichen Raum aufzuwerten und so den Kunden ein positives Einkaufserlebnis zu bieten, das sie nicht im Internet finden können.
Service statt Geiz und das Potenzial für die Zukunft
Durch den Ausbau von Beratungsleistungen, Reparaturangeboten und die Erprobung neuer Filialkonzepte versucht Karsten Wildberger, MediaMarkt und Saturn den Anforderungen einer sich schnell wandelnden Handelslandschaft anzupassen. Die neuen Strategien und der Fokus auf Servicequalität und Kundenerlebnis sind vielversprechende Schritte in eine zukunftsfähige Richtung.
- Redakteur und Archivleiter von tagesblog.de
- Cross Media Communications B.A.
- Jahrgang 1984
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