Baden-Württemberg entscheidet sich für eine konsequent nachhaltige Anlagestrategie

Als erstes deutsches Bundesland überhaupt hat sich Baden-Württemberg verpflichtet, bei Anlagen in Aktien und Anleihen nur noch ESG-konforme Investments zu berücksichtigen. Die entsprechende Verlautbarung der grün-schwarzen Landesregierung auf der Landespressekonferenz Mitte Oktober geht auf einen Gesetzentwurf des grünen Finanzministers Danyal Bayaz zurück.

Das im Oktober verabschiedete Gesetz legt fest, dass die Landesregierung bei zukünftigen Anlageentscheidungen nur Produkte verwenden darf, die sich an das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens halten. Das Gesetz soll über die Regelung des eigenen Investmentverhaltens auch Signalwirkung für die Wirtschaft haben: Die Landesregierung geht davon aus, dass die eigene Anlagestrategie Anreize für Unternehmen schafft, in nachhaltige Prozesse und Strategien zu investieren.

Landesregierung orientiert sich an internationalen Standards

“Die aufgrund des Klimawandels notwendige ökologische Transformation der Wirtschaft ist die wahrscheinlich größte Herausforderung unserer Zeit”, bekräftigt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen. “Dem Finanzmarkt und dem dort investierten Vermögen kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu.”

Dabei orientiert sich die Landesregierung an mehr als nur einem offiziell festgelegten Ziel. Neben der 1,5-Grad-Regelung des Pariser Abkommens spielen bei der Anlagestrategie des Landes auch die Taxonomiebestimmungen der EU und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen eine zentrale Rolle. Das gilt gleichermaßen für das Bundesland und die landeseigenen Unternehmen.

 “Wir senden ein deutliches Signal an die Kapitalmärkte aus und wollen Anreize setzen, dass mehr in Klimaschutz und Nachhaltigkeit investiert wird”, sagte Finanzminister Danyal Bayaz auf der Pressekonferenz zu dem von ihm auf den Weg gebrachten Gesetz. “Denn wir brauchen diese privaten Investitionen, um bei Klimaschutz und Energiewende erfolgreich zu sein.” Vor allem gehe es darum, dem verfügbaren Kapital in der Zukunft eine Richtung zu geben, damit es einen gesellschaftlichen und ökologischen Beitrag leisten kann.

Zusätzliches Kriterium für das magische Viereck

Bislang sprach die baden-württembergische Landesregierung im Zusammenhang mit ihrer Anlagestrategie von einem magischen Dreieck, das diese drei Kriterien berücksichtigt: gute Profitabilität, hoher Sicherheitsstandard und rasche Monetarisierung.

Durch die Aufnahme von ESG-Kriterien in die Anlagephilosophie des Landes wird nun ein magisches Viereck daraus. Dass es der Landesregierung damit ernst ist, belegt ein Kommentar des Finanzministers zum Umgang mit Investments, die nicht den neuen Kriterien entsprechen. Unternehmen, die gegen Nachhaltigkeits- und Umweltziele verstoßen, beispielsweise durch Investitionen in Kohle, seien von künftigen Investments ausgeschlossen, bekräftigt Danyal Bayaz.

Anlagevolumen mit Signalwirkung

Die Entscheidung eines der größten deutschen Bundesländer für eine nachhaltige Anlagestrategie wird am Markt nicht unbemerkt bleiben. Das aktuelle Anlagevolumen, wie es im neuen Gesetz erwähnt wird, beträgt rund 17 Milliarden Euro. Der Großteil der Mittel stammt aus den Rücklagen des Beamtenversorgungswerks.

Im globalen Umfeld spielt dieses Anlagevolumen sicherlich keine einflussreiche Rolle, darüber ist sich die Landesregierung durchaus im Klaren. Dennoch kann das Volumen einen steuernden Effekt entwickeln – beispielsweise bei den wirtschaftlichen Entscheidungen baden-württembergischer Unternehmen, die sich ein Engagement ihrer Landesregierung wünschen.

Ein weiterer Effekt ist die motivierende Wirkung auf andere Bundesländer und Regionen – nicht nur in Deutschland. Sollte das Beispiel Schule machen, kann ein positiver Dominoeffekt daraus entstehen: Weitere Bundesländer könnten sich für eine nachhaltige Anlagestrategie entscheiden, was einen spürbaren Einfluss auf das Erreichen nationaler und internationaler Klima-, Sozial- und Naturschutzziele hätte.

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