Der abgestürzte blaue Vogel – X nach einem Jahr unter Elon Musk

Elon Musk, der reichste Mensch der Welt und Gründer sowie CEO von Tesla, Inc., kaufte am 28. Oktober 2022 für rund 41 Milliarden Euro den einstigen Social-Media-Giganten und Nachrichtendienst Twitter. Ein Jahr später sind der weltweit bekannte Name Twitter und das bekannte Symbol mit dem blauen Vogel Geschichte. Musks Nachfolgeplattform X verliert seitdem konstant Traffic, wichtige Werbekunden und ist unbeliebter denn je. Stürzt die einst erfolgreiche Plattform wegen des erratischen und kundenfeindlichen Verhaltens des neuen Besitzers endgültig in die Irrelevanz?

Die Bilanz nach einem Jahr Twitter beziehungsweise X unter Elon Musk ist in vielerlei Hinsicht enttäuschend. Die einst so bedeutende Social-Media- und Nachrichtendienst-Plattform hat laut aktueller Datenanalysen zwischen Oktober 2022 und dem Oktober des Folgejahres weltweit einen Rückgang des Traffics von 14 Prozent verkraften müssen. Einen solch signifikanten Rückgang hatte es seit mehr als drei Jahren nicht mehr gegeben. In den USA, dem Ursprungsland von Twitter / X, ist dieser sogar um 19 Prozent gefallen. Hierzulande war der Abwärtstrend mit 18 Prozent vergleichbar signifikant.

X ist allerdings nicht die einzige Social-Media-Plattform, welche international mit einem Rückgang des Traffics zu kämpfen hatte. Bei der Konkurrenzplattform Facebook von Meta ging dieser im genannten Zeitraum ebenfalls zurück, wenn auch um „nur“ 10 Prozent. Nach Facebook und Instagram bleibt X trotz aller Einbußen und Negativschlagzeilen der vergangenen zwölf Monate mit rund 104 Millionen aktiven Accounts und 5,8 Milliarden Visits pro Monat nach wie vor die drittbeliebteste Social-Media-Plattform, auch in Deutschland.

Einen Schritt vor, fünf Schritte zurück: Chaos bei X

Zwischen dem ersten und dem dritten Quartal von 2023 ist die weltweite Nutzung der mobilen App des Social-Media-Dienstes um rund 15 Prozent gefallen. Auch der globale Traffic ist in dieser Zeit um sieben Prozent zurückgegangen. Verschlimmert wurde der Negativtrend noch durch das Ende des bekannten Namens Twitter und Musks Umbenennung der Plattform in X im Juli 2023 – seitdem haben etwa 10 Prozent aller weltweiten Twitter-Nutzer X komplett verlassen.

Nicht nur Twitters international etablierter Name und das ikonische Vogelsymbol wurden seit der Übernahme von Elon Musk über Bord geworfen. Auch diverse bekannte und geschätzte Funktionen, etwa der blau-weiße Haken, mit denen Nutzer zum Beispiel die Echtheit der Accounts von bedeutenden Personen aus Politik oder Kultur auf einen Blick erkennen konnten, sind entweder gestrichen oder stark verwässert worden. So können die bekannten Häkchen nun für rund 10 Euro pro Monat abonniert werden, ohne dass noch eine Identitätsprüfung stattfinden würde. Dadurch werden Betrug und Täuschung bei X signifikant vereinfacht.

Von Bord gegangen sind auch etwa 4.000 Mitarbeitende des einstigen Twitter-Unternehmens, knapp die Hälfte der kompletten Belegschaft. Diese wurden von Elon Musk unter teils dubiosen Umständen fristlos entlassen. Besonders schonungslos löste er zudem jene Team auf, welche ursprünglich für die Sichtung und Entfernung von Falschinformationen, Beleidigungen und Hassrede zuständig waren. Musk, politisch der US-amerikanischen Rechten zuzuordnen, wollte damit die einstige Twitter-Zensur im Sinne der politischen Linken bekämpfen.

Wohin mit dem Hass?

Musk bezeichnete die Demokraten unter dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden mehrfach als eine Partei des Hasses und, zusammen mit den etablierten Medien, „rassistisch gegenüber Weißen“; Prinzipien wie Rationalität, Aufklärung oder Gleichberechtigung wurden und werden häufig als „woke“ geistige Erkrankungen der politischen Linken dargestellt.

Jüdische Organisationen beklagen weiterhin einen wachsenden Antisemitismus auf X, während dort nach dem terroristischen Großangriff der Hamas auf Israel vom 07. Oktober 2023 zahlreiche gestellte Screenshots und Videos aus Videospielen, welche unter anderem als reale Beweisaufnahmen mutmaßlicher jüdischer / israelischer Gräueltaten  dargestellt wurden, zunächst weder als Fälschung markiert noch gelöscht wurden.

X: Die wichtigsten Werbekunden verlassen das sinkende Schiff

Auch die wichtigsten weltweiten Werbekunden, darunter Konzerne wie Google oder Vodafone, verlassen X nach der Übernahme durch Elon Musk und der radikalen Umstrukturierung sowie Umbenennung in X. Linda Yaccarino, CEO von X, erklärte kürzlich in einem Statement, dass 90 Prozent der größten und bedeutendsten Top Advertiser nach kurzer Abstinenz wieder zur Social-Media-Plattform zurückgekehrt wären.

Die Aussage entpuppte sich allerdings schnell als Lüge. Von 70 weltweit befragten werbetreibenden Großunternehmen haben zum Zeitpunkt der Übernahme von Twitter durch Musk 28 Konzerne Werbung geschaltet. Entgegen den Aussagen von CEO Yaccarino sind ein Jahr darauf allerdings nur noch zwei Werbetreibende auf X aktiv.

Auch, wenn X nur noch einen weltweit kontrovers diskutierten – und immer häufiger ignorierten – Schatten von Twitter darstellt, konnte immerhin eine Person in gewisser Hinsicht profitieren: Elon Musk selbst. Die Klickzahlen seines eigenen Profils und seiner häufig umstrittenen Beiträge bei X haben sich seit seiner Übernahme von Twitter mit 96 Prozent nahezu verdoppelt.

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