„Durch rechtzeitiges Reagieren die richtigen Entscheidungen treffen“ – Ein Interview mit Dr. Katja Bär

Dr. Katja Bär ist Geschäftsführerin des FOB sowie Vorstand der Hans und Ilse Breuer-Stiftung, welche über das Thema Demenz aufklärt. Im Interview erklärt die gebürtige Stuttgarterin, wie Betroffene und Angehörige auf die Krankheit reagieren sollten.

 

Frau Dr. Bär, als Vorstand der Hans und Ilse Breuer-Stiftung haben Sie es sich zum Ziel gemacht, die Gesellschaft über das Thema Demenz aufzuklären. Warum sollte man sich mit dem Thema beschäftigen?

Dr. Katja Bär: Mit steigender Lebenserwartung ist auch die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, deutlich höher als noch vor ein paar Jahren. Entsprechend kommen in sehr vielen Familien ein Krankheitsfall vor. Durch mein Engagement in der Stiftung werde ich täglich damit konfrontiert, was ein solcher Krankheitsfall für Folgen auch für Angehörige haben kann. Wer aber das Problem erkennt und nach Möglichkeit frühzeitig handelt, kann erheblichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf ausüben.

Was kann man tun, um mit dem Thema besser umzugehen?

Dr. Katja Bär: Ich denke, dass Aufklärung hier die wichtigste Rolle spielt. Gerade zu Beginn einer Erkrankung können realistische Bewältigungsstrategien einen Verlauf der Krankheit besser steuern. Dabei geht es zunächst darum, ein Verständnis aufzubauen für die Krankheit und die Situation, in der sich Beteiligte und Angehörige befinden.

Wie geschieht das konkret?

Dr. Katja Bär: Zunächst haben wir in Zusammenarbeit mit dem Bürgerinstitut Frankfurt die Homepage demenz-was-tun.de entwickelt. Dort können Betroffene die notwendigsten Informationen zum Thema abrufen, die nicht nur auf theoretischem Wissen, sondern auch auf unserer täglichen Arbeit basieren. Das können ganz praktische Informationen sein, etwa die Organisation einer ambulanten Pflege oder Betreuung. Zusammen mit konkreten Beispielen aus unserer langjährigen Beratungs- und Begleitarbeit bieten wir Lösungsmöglichkeiten an.

Welche Unterstützung gibt es durch die Hans und Ilse Breuer-Stiftung neben der Wissensvermittlung im Netz?  Wie sieht es mit individueller Beratung aus?

Dr. Katja Bär: Natürlich setzen wir neben der Aufklärung im Internet auch auf individuelle, persönliche Beratung. Unsere kostenlosen Angehörigenseminare gehören dabei zum Herzstück unseres Angebots. Die persönliche Aufklärung ist deshalb so wichtig, weil jede Situation ihren Charakter hat und die Krankheitsverläufe wie auch die Konsequenzen für die Angehörigen sich von Fall zu Fall stark unterscheiden.

Welche Herausforderungen fallen Ihnen beim Thema Demenz zuerst ein?

Dr. Katja Bär: Leider lassen sich immer noch viele Menschen trotz des Verdachtes einer Erkrankung nicht oder erst sehr spät untersuchen. Das ist angesichts der extremen Situation natürlich verständlich, hilft aber nicht weiter. Dabei sollte bedacht werden, dass immerhin zehn Prozent der Krankheitsfälle heilbar sind und auch nicht ausheilbare Erkrankungen positiv beeinflussbar bleiben. Auch Angehörige können durch rechtzeitiges Reagieren die richtigen Entscheidungen treffen.

Wie sollten Betroffene reagieren? Welche konkreten Tipps können Sie geben, um mit einer solchen Diagnose umzugehen?

Dr. Katja Bär: Es hilft enorm, wenn Betroffene wie auch Angehörige Demenz als eine Krankheit anerkennen. Das sagt sich einfach, ist aber ein wichtiger Prozess. Häufig ist im Vorfeld unklar, worauf die unterschiedlichen Symptome zurückzuführen sind. Wichtig ist allerdings auch, Betroffene mit ihren Emotionen abzuholen, sie ernst zu nehmen.

Welche gesellschaftlichen Veränderungen sind notwendig, um mehr Akzeptanz zum Thema zu fördern?

Dr. Katja Bär: Keine Frage, Demenz ist in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren mehr im öffentlichen Bewusstsein angekommen.  Aber wie bei anderen Erkrankungen auch handelt es sich dabei um ein Thema, das gesamtgesellschaftlich immer noch recht wenig Beachtung findet. Der menschliche Alterungsprozess gehört mit all seinen Schwierigkeiten zum Leben dazu, wird aber in einer Welt, die sich auf Oberflächenreize konzentriert, gerne unter den Tisch gekehrt.

 

Über Dr. Katja Bär

Auf eine Ausbildung zur Bankkauffrau und einem BWL-Studium an der Uni Bamberg folgten für die gebürtige Stuttgarterin zunächst Positionen bei DB Research sowie UBS Europe SE. Als Expertin für Vermögensberatung gründete Katja Bär im Jahr 2017 das FOB. Darüber hinaus ist Bär Vorstand der Hans und Ilse Breuer-Stiftung und hat es sich mit der gemeinnützigen Institution zum Ziel gemacht, die Gesellschaft über das Thema Demenz und ihre Folgen aufzuklären.

 

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