Grün investieren: Die Evolution zum Impact Investing ist auf dem Weg

Während der Trend hin zu nachhaltigen Investments ungebrochen ist, setzt sich nach und nach das Bewusstsein durch, dass sich der Markt nur in einem geordneten und strengen Normen folgenden Umfeld gesund weiterentwickeln kann. Insbesondere das Prädikat ESG genügt in vielen Fällen nicht mehr als tragfähiges Qualitätsmerkmal – zu vage und anfällig ist die zugrundeliegende Definition. Doch die Zeichen stehen gut, dass der Markt dieses Mal schneller ist als behördliche Regulierungsschritte.

Der Punkt ohne Wiederkehr ist bei Green Invest längst überschritten. Mit rund 2,5 Billionen Dollar Gesamtvermögen weltweit Ende 2022 stellt der grüne Anlagesektor längst eine systemrelevante Größe dar. Doch je größer ein Marktsegment wird, desto wichtiger wird es auch, aussagekräftige und transparente Normen für Qualität und Produkteigenschaften zu schaffen. Es sieht so aus, als könnten die Prinzipien des Impact Investing die Geburtsfehler des ESG-Begriffs korrigieren.

Die politische Großwetterlage treibt ESG in die Sinnkrise

Dass der Begriff der Nachhaltigkeit nicht selten zum Spielball politischer Kräfte wird, ist nicht erst seit Kurzem bekannt. Auf der einen Seite versuchen politische Bündnisse wie die EU, in Sachen Klima- und Umweltschutz die meist sehr kleine Schnittmenge auszumachen, in der sie alle Mitgliedsländer unter einem grünen Dach vereinen können. Das Ergebnis sind Auswüchse wie die Definition von Kernkraft oder Erdgas als nachhaltige Brückentechnologie.

Auf der anderen Seite korrumpieren politische Krisensituationen wie der Überfall Russlands auf die Ukraine den ESG-Begriff durch die Auffassung, die Beschaffung von Waffensystemen zur Unterstützung des angegriffenen Landes sei eine friedensstiftende Maßnahme und daher nachhaltig.

So unvermeidbar die militärische Hilfe westlicher Länder zur Unterstützung der Ukraine auch ist – die Aufweichung des ESG-Begriffs sollte damit nicht einhergehen. Dem Planeten ist es im Endeffekt egal, wer gegen wen Krieg führt – Nachhaltigkeit definiert sich aus übergeordneten ethischen und ökologischen Prinzipien.

Die Wachsamkeit wächst

Mittlerweile sind Regierungsbehörden auf die Erodierung des Nachhaltigkeitsbegriffs im Anlagebereich aufmerksam geworden und reagieren mit mehr oder weniger effizienten Regelwerken. Die EU beispielsweise hat für nachhaltige Investments ein umfangreiches Taxonomie-Prüfverfahren geschaffen. Der Weisheit letzter Schluss scheint das allerdings nicht zu sein, angesichts des nachfolgenden Kniefalls gegenüber der Nuklearindustrie und den Erdgasproduzenten.

Auf Freiwilligkeit setzt dagegen die Schweiz mit ihrer vom Bundesrat eingesetzten Arbeitsgruppe zur Greenwashing-Prävention. Einiges versprechen sich die Regierenden auch von den Swiss Climate Scores, einer Art Qualitätssiegel für grüne Anlageprodukte. Inwieweit Schritte dieser Art auf breiter Front Akzeptanz finden, wird die Zukunft zeigen.

Impact Investing: Konsequenz als Qualitätsmerkmal

Die Notwendigkeit, bei Green Invest einen strikten Nachhaltigkeitsbegriff durchzusetzen, haben die Emittenten von Produkten erkannt, die dem Begriff des Impact Investing (II) folgen. Die Idee dahinter: Bereits beim Produktdesign sind strikte Selektionskriterien für die Auswahl der enthaltenen Unternehmen ein generisches Element. Aufweichungen des Nachhaltigkeitsbegriffs werden an der Wurzel beseitigt, nicht erst durch nachlaufende Kontrollmechanismen.

Dass II-Produkte so strikten Regeln folgen, hängt mit ihrer grundsätzlichen Zielsetzung zusammen: Während ESG-Investments nur fordern, dass sich die ökologischen, sozialen und ethischen Vorgaben auf das Unternehmen selbst auswirken, verlangen II-Investments erheblich mehr: Unternehmen, die das Prädikat Impact Investing für sich beanspruchen, müssen durch ihre Tätigkeit nachweislich auch positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft generieren. Zudem sind sie verpflichtet, diese Effekte durch ausführliche Dokumentationen transparent nachzuweisen.

Dass sich Ziele dieser Art nicht mit zweifelhaften Engagements in Nukleartechnik oder fossile Energieträger durchsetzen lassen, ist leicht nachvollziehbar. Wem es ernst ist mit dem Anspruch, gute Renditen mit einer nachhaltigen Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft zu verbinden, wird auf mittlere Sicht nicht um Impact Investing herumkommen.