Grüne Bonds aus Schwellenländern bieten unerwartete Chancen

Bei der Suche nach neuen Möglichkeiten für das nachhaltige Investieren fällt der Blick oft reflexartig auf Industriestaaten mit hoher Entwicklungsrate. Doch gerade in Gebieten, die unter den Auswirkungen der sich anbahnenden Klimakatastrophe besonders zu leiden haben, hat sich in den letzten Jahren ein leistungsfähiger Markt für Green Bonds entwickelt – aus naheliegenden Gründen.

Die Erosion des Flusses Padma in Bangladesch ist nur eines von vielen Beispielen. Die durch die Klimaveränderung ausgelösten Veränderungen im Flusslauf bedeuten tiefe Einschnitte in die Landwirtschaft an den Flussufern, was die Not im Land noch weiter erhöht. Es sind Entwicklungen wie diese, die bei den Portfolio-Managern in den Ländern der Emerging Markets nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen die Motivation zu nachhaltigen Anlageformen stark gefördert hat.

EM-Staaten: Hochburg für Impact Investing

Anleger in den Schwellenländern artikulieren mit der Hinwendung zur Nachhaltigkeit und zu ESG-Produkten nicht einfach nur ihr Bekenntnis zu Umwelt und Klima. Sie sind ganz direkt und existenziell davon betroffen, denn diese Länder werden in naher Zukunft ganz besonders von den Auswirkungen der Klimaveränderungen betroffen sein – bis hin zum Verlust von Teilen ihres territorialen Gebiets.

In den Schwellenländern geht es also ums nackte Überleben, so dramatisch sich die Formulierung auch anhören mag. Es darf nicht verwundern, das gerade in diesen Regionen das Thema Impact Investing ganz oben auf der Agenda steht. Bereits heute sind laut Recherche des Vermögensverwalters Insight Investment rund 31 Prozent aller Emissionen aus den Emerging Markets Impact Bonds.

Riesiger Markt wartet auf Erschließung

Viele Marktbeobachter erwarten mittel- bis kurzfristig einen dramatischen Bedeutungsgewinn der grünen Anlagemärkte in den Schwellenländern. Nach Aussage des Internationalen Währungsfonds braucht es zum Erreichen des Sustainable Development Goals im Jahr 2030 alleine in den 121 Schwellenländern und Entwicklungsländern mit schwacher Einkommensstruktur insgesamt Ausgaben im Gesamtbetrag von 2,6 Billionen US-Dollar – also rund 2,5 Prozent des weltweiten BIP.

Schätzungen anderer Institutionen gehen noch einen Schritt weiter. So hat die International Finance Corporation (IFC) im Jahr 2018 errechnet, dass Städte in den Schwellenländern einen gesamten Investitionsbedarf von über 3,1 Billionen Dollar haben – hauptsächlich für Maßnahmen in den Bereichen erneuerbare Energien, klimaverträgliche Wasseraufbereitung, öffentlicher Nahverkehr und grünes Abfallmanagement.

Der Löwenanteil erforderlicher Investitionen entstammt allerdings dem Immobilienbereich: Die IFC geht davon aus, dass sich das Investitionspotential für grüne Gebäude in Städten der EM-Staaten auf insgesamt 24,7 Billionen Dollar summiert.

EM-Staaten sind grüne Rendite-Weltmeister

Bereits heute weisen Unternehmensanleihen aus Schwellenländern die höchsten Renditen seit zehn Jahren auf. Marktbeobachter gehen von weiteren Renditesteigerungen aus. Seit 2019 sind ESG-Anleihen und Impact Investing-Produkte aus den Emerging Markets so gut wie immer deutlich rentabler als ähnliche Produkte aus erschlossenen Industriestaaten.

Überraschenderweise müssen Anleger den Renditeaufschlag in der Regel nicht mit erhöhtem Risiko bezahlen. Was viele Investoren so nicht erwarten würden: In den Schwellenländern beträgt der Verschuldungsgrad von Unternehmen meist gerade mal die Hälfte der Verschuldung amerikanischer Unternehmen. Gleichzeitig hat die Zinsdeckung in den EM-Staaten während der letzten zehn Jahre ihren Höchststand erreicht. Allgemeine Prognose von Unternehmen in den Schwellenländern: unverändert positiv.

Starkes Wachstum beim Impact Investing erwartet

Schon heute finden Befürworter des Impact Investing in den Schwellenländern einen gut entwickelten Markt vor. Ende September 2022 betrug das Investitionsvolumen für Impact Bonds in Hartwährung aus EM-Ländern insgesamt über 250 Milliarden Dollar, bereitgestellt von mehr als 200 Emittenten.

Die Signale für eine rasante Weiterentwicklung bei Impact Bonds aus Schwellenländern stehen unverändert auf Grün. Dabei ist zu erwarten, dass sich nicht nur volumenmäßig, sondern auch strukturell positive Entwicklungen einstellen werden. Analysten gehen davon aus, dass sich gerade in den EM-Ländern neue Formen von Impact Bonds bilden werden, die auf spezielle Anforderungen bei Klimaschutz und Erderwärmung reagieren.

 

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