Immobilien im ländlichen Raum immer beliebter

Ein Beitrag von Mathias Heinzler.

Eine Immobilie innerhalb eines Ballungsgebietes können sich viele Deutsche nicht mehr leisten. Das besagt eine aktuelle Studie des Unternehmens Interhyp, in deren Rahmen 1.000 potenzielle Hauskäufer nach der Finanzierbarkeit eines Eigenheims befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit aufgrund der hohen Preise deutlich abgeschreckt reagiert und eine Immobilie in ihrer Region zum großen Teil nicht mehr leistbar ist. Dennoch bleibt die Nachfrage für Immobilien nach wie vor hoch, was sich damit erklären lässt, dass viele Interessenten neben Barvermögen auch auf Erbschaften oder finanzielle Unterstützung durch die Familie setzen. Angesichts der steigenden Inflation und explodierenden Baukosten wird sich das Interesse der Häuslebauer in Zukunft stärker auf dem Land als in der Stadt konzentrieren.

Die Gründe für eine solche Stadtflucht sind vielfältig, gehen aber im Kern auf die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen zurück. So haben sich im Zuge des Corona-Lockdowns immer mehr Jobs ins Netz verlagert, erfordern also keine physische Anwesenheit. Gleichzeitig sind Tätigkeiten aus dem Homeoffice mehr oder weniger zum Standard geworden und überzeugen nicht nur durch Nachhaltigkeit, sondern auch durch Effizienz. Unternehmen können mit den neuen Arbeitsmodellen und reduzierter körperlicher Anwesenheit Geld einsparen. Berufstätige in Heimarbeit sparen Zeit, die im Normalfall durch längere Berufswege verbraucht wird. Aber auch bei der Effizienz haben sich die neuen Arbeitskonzepte bewährt, denn neue Studien konnten nachweisen, dass Beschäftigte im Homeoffice teilweise effizienter sind. Die finanziellen Hürden für einen Häuslebau als auch die moderne Arbeitswelt haben gravierende Folgen für die Immobilienbranche in Deutschland. Denn inzwischen kostet eine Wohnung in manchem Ballungsgebiet fast so viel wie ein freistehendes Einfamilienhaus auf dem Land. Ländliche Kommunen haben bereits jetzt mit einer stark angewachsenen Nachfrage zu kämpfen: In der Vergangenheit kamen durchschnittlich auf ein Angebot etwa 20 Bewerber, heute sind es teilweise 100.

Veränderte Prioritäten unter den Interessenten

Vor allem auch jüngere Leute interessieren sich zunehmend für ein Leben auf dem Land. Und setzten dabei vermehrt auf alternative Wohnkonzepte. So kommt es immer häufiger vor, dass die jüngere Generation den Hausbau plant, die eigenen Eltern sich an den Kosten beteiligen und selbst eine Wohnung im Haus der Kinder beziehen. Darüber hinaus  geht der Trend  in Richtung Geschoss-Wohnungsbau und Mehrfamilienhäuser. Einige Vorteile dieses gemeinschaftlichen Wohnens liegen auf der Hand. Auf diese Weise können Eltern auf eine bessere Absicherung im Alter helfen, den Kontakt zu Enkelkindern halten und außerdem durch eine Verkleinerung der eigenen Wohnverhältnisse etwas Verantwortung für die Immobilie abgeben.

Die Kommunen haben angesichts des seit Jahren existierenden Wohnraummangels auf die Entwicklung reagiert und mit § 13b BauBG den Kommunen eine zeitlich befristete Möglichkeit geschaffen, leichter neue Baugebiete zu erschließen. Durch unsere Tätigkeit mit Baupilot konnten wir in den vergangenen Jahren beobachten, dass sich auch die Ziele bei den Interessenten verlagert haben: Gerade unter kinderreichen Familien mit moderatem Einkommen steht der Kauf eines fertiggestellten eigenen Hauses oder einer Wohnung nicht mehr an erster Stelle.

Stattdessen wird unter diesen Interessenten der Gedanke immer populärer, sich auf ein Baugrundstück bei einer Kommune zu bewerben. Denn Kommunen verkaufen eigene Grundstücke zu deutlich günstigeren Konditionen, als wenn ein Makler zwischengeschaltet wäre. Außerdem haben die erwähnten Familien angesichts der vorhandenen Sozialkriterien gute Chancen, tatsächlich auch den Zuschlag auf das Grundstück zu bekommen. Sicher, die steigende Inflation stellt viele Interessenten vor Schwierigkeiten. Denn trotz einem generellen Kaufinteresse reichen die finanziellen Mittel vieler Bürgerinnen und Bürger nicht mehr aus, um den Traum vom Eigenheim zu realisieren. Bewerber mit Eigenkapital verfallen derweil angesichts der aktuellen Entwicklung in Aktivismus, da in Zukunft weniger Baugrundstücke von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden könnten. Die finanziellen Gegebenheiten weise darauf hin, dass in Zukunft das Leben in einem Eigenheim auf dem Land deutlich populärer werden dürfte als das bislang der Fall ist.

Über Mathias Heinzler

Als Gründer und Geschäftsführer des Portals Baupilot.com unterstützt Heinzler Kommunen bei der Vermarktung von Bauplätzen, Gewerbeflächen und Immobilien. Der Experte für moderne Bauplatzvergabe setzt sich für die digitale, faire und transparente Modernisierung der öffentliche Verwaltung ein.

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