Kredite teurer, Immobilien günstiger – Die Zinswende sorgt für Turbulenzen bei Hausbesitzern

Um der anhaltenden Inflation zu begegnen, erhöht die EZB im Juli den Leitzins. Eine ähnliche Maßnahme hat bereits die US-Notenbank umgesetzt und drängt auf weitere Zinsschritte. Ein Instrument, um die wirtschaftliche Lage in den Griff zu bekommen, hat allerdings eine ganze Reihe von Nebenwirkungen und führt zu turbulenten Zeiten auf dem Immobilienmarkt.

So macht sich die Zinserhöhung bereits jetzt bei den Kreditzinsen der Geldinstitute bemerkbar. Dadurch wird eine Immobilienfinanzierung deutlich teurer. Und das wiederum führt zu begründeter Nervosität bei Hauskäufern. Denn mit den neuen Bedingungen können sich Monatsraten verdoppeln, was viele Käufer überfordern würde. Im schlimmsten Fall dürften durch platzende Kredite die Zwangsversteigerungen erheblich zunehmen. In jedem Fall wird die Kalkulation von Immobilienkäufern in Zukunft deutlich schwieriger werden.

Preisrückgang und Nachfragetief – Die lage bleibt unübersichtlich

Neben der Zinswende machen nach wie vor gestiegene Rohstoff- und Energiepreise Schwierigkeiten. Aber nicht alles wird teurer. Durch die damit verbundene niedrigere Nachfrage sind die Preise am Immobilienmarkt zuletzt zum ersten Mal seit mehr als einer Dekade zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Portals Immowelt. Die Nachfrage in Städten wie Berlin oder Hamburg haben sich innerhalb eines Jahres halbiert. Entsprechend gibt es deutlich mehr Angebote in Ballungsgebieten als im Vorjahreszeitraum. Sinkende Nachfrage und Preisstagnation sind ein Novum, das wohl in erster Linie auf die gefallene Nachfrage zurückzuführen ist. Experten sprechen von einer Seitwärtsbewegung. Unsicherheit, Inflation und Lieferengpässe haben viele Hauskäufer abgeschreckt. Wie die zukünftige Entwicklung aussieht, lässt sich aufgrund der besonders turbulenten Lage im Augenblick nur schwer bestimmen.

Experten vermuten, dass die exorbitant gestiegenen Baukosten verhindern, dass die Immobilienblase platzt. Fest steht: Immer weniger Menschen werden den Plan vom Eigenheim verwirklichen können. Um die Situation in den Griff zu bekommen, sollten Immobilienexperten, Behörden und Hausbesitzer an einem Strang ziehen: Nachverdichtung, Sanierung und Umstrukturierung in Ballungsgebieten können eine Lösung sein – wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und letzten Endes mehr Bauland und passgenauere Immobilien zur Verfügung stehen.