Life Science – nachhaltig in beide Richtungen

Das Ziel nachhaltigen Investierens, neben der finanziellen Rendite auch die ökologischen, sozialen und ethischen Auswirkungen von Unternehmen zu beeinflussen, lässt sich naturgegeben nur mit Investments in bestimmte Branchen umsetzen. Life Science-Unternehmen scheinen für Green Invest ein idealer Partner zu sein. Doch es gibt auch Risiken und Nebenwirkungen.

Zum Life Science-Bereich gehören Unternehmen, die sich mit der Erforschung, Entwicklung und Herstellung von Produkten und Dienstleistungen zum Schutz und zur Verbesserung von Leben und Gesundheit bei Menschen, Tieren und Pflanzen beschäftigen. In diesen Sektor gehören beispielsweise Pharma-, Biotech-, Medizintechnik- und Agrarunternehmen. Damit hat die Branche einen zweifachen Nachhaltigkeitsauftrag: nach außen und nach innen. Besonders bei letzterem lohnt ein genauer Blick auf das Unternehmen, bevor die Investitionsentscheidung fällt.

Nachhaltigkeit nach außen

Das Engagement in Life Science ist von seiner grundsätzlichen Auffassung her auf Impact Investing ausgerichtet: Der Geschäftsgegenstand ist die direkte Einflussnahme auf Gesundheit und Wohlbefinden der Gesellschaft und die Steigerung des globalen Wohlstands. Dabei geht es bei zahlreichen Unternehmen um wichtige Herausforderungen wie den Klimawandel, den demografischen Wandel, den Ressourcenverbrauch und die Digitalisierung.

Dabei sieht sich die Branche einem ständig steigenden Bedarf bei Gesundheitsversorgung und innovativen Lösungen gegenüber – beste Voraussetzungen, um bei konsequenter Anwendung nachhaltiger Prinzipien auch für gesunde und stabile Renditen zu sorgen. Bei sorgfältiger Auswahl gehören Life Science-Unternehmen zu den Kronjuwelen jedes grünen Portfolios.

Nachhaltigkeit nach innen

Viele Unternehmen des Life-Science-Sektors bezahlen für ihr nachhaltiges Angebot einen hohen Preis: Die Produktion ist nicht selten mit großen Mengen an Treibhausgasen, Abfällen, Chemikalien und Verpackungsmaterialien verbunden. Das kann die Ökobilanz des Unternehmens massiv verschlechtern.

Für Life Science-Unternehmen sind daher die Anstrengungen im ESG-Bereich von besonderer Bedeutung. Um den ökologischen, sozialen und ethischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, sind gerade in Fragen der klima- und umweltbezogenen Aspekte die betriebsinternen Standards bei Produktion und Compliance von besonderer Bedeutung. Es macht wenig Sinn, gesellschaftlich vorteilhafte Produkte auf den Markt zu bringen, die beim Herstellungsprozess vermeidbare ökologische und soziale Flurschäden verursachen.

Sorgfältige Bewertung bei der Anlageentscheidung

Da Life Science-Unternehmen in verstärktem Maß Nachhaltigkeit sowohl nach außen als auch nach innen vorweisen und belegen müssen, sollte die Bewertung sorgfältig erfolgen. An erster Stelle steht die Frage: Wie definiert das Unternehmen Nachhaltigkeit für sich selbst? Welche konkreten Maßnahmen ergreift es, um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Wie ausführlich und transparent ist die Messung und Dokumentation der betriebseigenen Maßnahmen?

Von hoher Aussagekraft ist auch der direkte Vergleich mit anderen Unternehmen der gleichen Branche. In diesem Zusammenhang lohnt auch ein Blick auf externe Bewertungen und Zertifikate, die das Unternehmen im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie erhalten hat.

Und schließlich sollten Investoren auch die Potentiale für weitere Steigerungen bei der Nachhaltigkeit bewerten. Wie innovativ ist das Unternehmen in Bezug auf seine Produkte und Dienstleistungen? Wie trägt es zur Lösung gesellschaftlicher Probleme wie Krankheiten, Armut oder Klimawandel bei? Wie nutzt es digitale Technologien wie künstliche Intelligenz oder Big Data, um seine Nachhaltigkeit zu verbessern?

Die Signale stehen auf Innovation

Wie wenige andere Branchen steht der Life Science-Sektor vor umwälzenden Entwicklungen, die auf weitere Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Steigerung der Lebensqualität abzielen. An vorderster Front steht dabei die wachsende Rolle von Grüner Chemie (Green Chemistry). Sie zielt darauf ab, den Einsatz oder die Erzeugung gefährlicher Chemikalien bei der Synthese von Wirkstoffen zu reduzieren oder zu vermeiden. Das Resultat ist die Verringerung des Abfallaufkommens, des Energieverbrauchs und der Umweltbelastung.

Auch bei den Produktionsverfahren stehen grundlegende Veränderungen an. Der Umstieg von der Batch-Produktion zu kontinuierlichen Herstellungsprozessen ermöglicht höhere Produktivität, Qualität und Flexibilität. Das führt letztendlich zu einer Verringerung des Materialverbrauchs, des Platzbedarfs und der Kosten.

Und nicht zuletzt führt die Entscheidung für eine nachhaltige Anlagestrategie zu noch mehr Nachhaltigkeit im Life Science-Bereich. Auf diesem Weg erhalten die Unternehmen genau den Motivationsschub, der sie auf ihrem Weg zur Verbesserung der Welt weiter vorantreibt.