Privatrenten werden nachhaltig

Immer mehr Versicherungsunternehmen besinnen sich bei ihren Angeboten zur privaten Rente zunehmend auf Ökologie und soziale Aspekte. Dabei versuchen die Anbieter, die bisherigen Produktmerkmale wie Flexibilität und Rendite beizubehalten, nur eben unter der Vorgabe von Nachhaltigkeitskriterien. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen – von einigen Schönheitsfehlern abgesehen.

“Wir legen unseren Fokus auf das drängende Thema Nachhaltigkeit und vereinen gleichzeitig die wichtigsten Merkmale, die qualitätsbewusste Kunden von einem Altersvorsorgeprodukt erwarten”, sagt Produktmanager Fabian von Löbbecke bei HDI Leben über die unternehmenseigene Privatrente “Cleverinvest Green” und beschreibt damit, was wohl alle Versicherer als Zielmarke für ihre grünen Rentenprodukte ansehen.

Impact Investing als Qualitätsmerkmal

Die meisten Anbieter lassen ihre Kunden beim Schnüren ihres privaten Rentenpakets aus einer größeren Zahl geprüfter Produkte wählen, in der Regel nachhaltige Einzelfonds, Portfolios und ETFs. Die Spreu vom Weizen trennt dabei die Qualität der Nachhaltigkeitskriterien. Erfüllen die angebotenen Produkte lediglich ESG-Standard, lässt sich die Rente nur bedingt als grün einordnen. ESG bedeutet lediglich, dass sich die Unternehmen beim Eigenbetrieb an ökologische, soziale und Compliance-bezogene Mindestmarken halten. Was fehlt, ist der Nachhaltigkeitseffekt auf die Umwelt.

Anleger, die eine private Rente mit echter Wirkung auf Umwelt und soziale Gerechtigkeit finanzieren möchten, sollten sich an Versicherer wenden, die in ihrem Produktportfolio Impact Investing betreiben, also ausschließlich – oder zumindest größtenteils – Unternehmen berücksichtigen, die durch ihre Tätigkeit eine messbare nachhaltige Wirkung auf ihre Umwelt erzielen.

HDI Leben erfüllt dieses Kriterium beispielsweise durch die Betonung von Artikel-9-Fonds, auch dunkelgrüne Fonds genannt. Damit sind Fonds gemeint, die Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung entsprechen und damit der obersten Klasse bei den Nachhaltigkeitszielen. Laut Artikel 9 müssen sich die Emittenten zu konkreten Anlagezielen verpflichten. Auch eine genaue Beschreibung, wie die Ziele erreicht werden, ist Bestandteil eines Artikel-9-Fonds.

Elemente von dunkelgrünen Fonds sind beispielsweise Zielmarken bei der CO2-Reduktion in der Atmosphäre oder die strikte Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen bei der Produktion. Wesentlich dabei: Die Auswirkungen müssen sich messen lassen, damit der Fonds eine tatsächlich existierende Auswirkung (Impact) auf die Umwelt dokumentieren kann.

Kundenwunsch: Auch im Alter nachhaltig leben

Der Trend zur grünen Privatrente ist nicht vornehmlich die Idee cleverer Marketingstrategen, sondern die Antwort auf ein sich ständig ausbreitendes Lebensgefühl bei der Klientel. Das im Arbeitsleben erworbene Bewusstsein für Umwelt und soziale Schieflagen geht bei Erreichen der Altersgrenze nicht ebenfalls in Rente. Menschen, die ihren neuen Lebensabschnitt nach der Erwerbsphase einrichten, möchten vielfach ihre ethischen, moralischen und umweltbezogenen Standards beibehalten – das allerdings bei weiterhin attraktiven Renditen.

Grüne Privatrenten sollten sich daher von ihren konservativen Varianten bei den Leistungsdaten nicht unterscheiden. Neben der Rendite spielt vor allem die Flexibilität eine wichtige Rolle. Änderungen bei Beiträgen, Rentenbeginn und Dynamik sollten auch bei grünen Renten kein Problem darstellen. Ähnliches gilt für Steuervorteile, das Ablaufmanagement, den Todesfallschutz und Transparenz bei der Kostenstruktur.

Einschränkungen beim Nachhaltigkeitsgebot sind möglich

Noch haben eine Reihe von Versicherern den Nachhaltigkeitsgedanken nicht völlig verinnerlicht. So macht beispielsweise die HDI den Umfang der getätigten grünen Investments vom Volumen des für die grüne Rente gebildeten Sicherungsvermögens abhängig.

Zwar erhalten die Kunden, die eine grüne Privatrente abschließen, per Zertifikat die Versicherung, dass ihr eingebrachtes Kapital in vollem Umfang grün angelegt wird. Doch hält sich das Unternehmen damit ein Hintertürchen offen: Investments für andere Produkte können weiterhin klassisch erfolgen – vom Rüstungsunternehmen bis zum Tabakkonzern.

Es wird noch etwas Zeit benötigen, bis die Versicherungsunternehmen in Europa die grüne Wende auf überzeugende Weise hinbekommen.