Ambulante Versorgung oder wenn das Krankenhaus zum Patienten kommt
Ausgerechnet die größte medizinische Krise der Neuzeit, die Covid19-Pandemie, kann der Branche der medizinischen Versorgung in den eigenen vier Wänden den dringend nötigen Wachstumsschub verleihen.
Mussten zu Lockdown-Zeiten die Menschen oft allein zuhause ihren Alltag bestreiten und durften nur bei dringenden Notfällen Ärzte und anderes Pflegepersonal aufsuchen, stellen in Zeiten der Öffnung nun endlose Wartelisten, überfüllte Krankenhauszimmer oder ein Mangel an Krankenhausbetten, sowie eine stetig wachsende Überlastung des medizinischen Fach- und Pflegepersonals die medizinische Versorgung in Deutschland vor ganz neue Herausforderungen.
Ärztliche und klinische Einrichtungen stoßen an ihre Grenzen.
Die häuslich-medizinische Versorgung ist ein Wachstumsmarkt
Eine medizinische Versorgung zuhause, auch bekannt als hospital@home, schafft beidseitig Abhilfe.
Zum einen sorgt man mit der Versorgung innerhalb der eigenen vier Wände für leere Krankenhausbetten. Wo Patienten früher noch mehrere Tage bis Wochen nach einer Behandlung im Krankenhaus verweilen mussten, kann eine nötige Nachsorge mittlerweile komplett zuhause erfolgen.
Zum anderen haben uns allen insbesondere die Zeiten des Lockdowns aufgezeigt, wie schwierig es für manche Menschen sein kann, bei akuten Problemen in medizinische Obhut zu kommen. Von regelmäßig notwendigen Behandlungen ganz zu schweigen.
Der dringende Bedarf an Angebot und Ausbau ambulanter Pflege und Homecare ist offensichtlich.
Zu einem sehr ähnlichen Schluss kommt auch das „10. Pflegethermometer 2022“ – die bislang größte Befragung zur häuslichen Intensivversorgung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung.
Die Auswertung zeigt auf, dass immer mehr Aufgaben der eigentlichen Pflege von den Familienangehörigen selbst übernommen werden müssen, da Pflegedienste erst gar nicht organisiert oder viele Versorgungszeiten nicht besetzt werden können.
Der akute demografische Wandel in Deutschland wird diese Schwierigkeiten, sowie deren Dringlichkeit nur weiter befeuern.
Das Entwicklungspotential für veritable Lösungen und innovativen Ansätze ist groß, beispielsweise durch die Schaffung neuer Infrastruktur für die ambulante Pflege sowie dem Optimieren und Verstärken bereits vorhandener Strukturen und dem Ausbau vorhandener Angebote.
Ein Patient muss nicht ins Krankenhaus, wenn das Krankenhaus zu ihm kommt.
Deutsche Pflegeversicherung fördert Leistungen für ambulante Pflege
Eine ambulante Pflege ist sehr oft eine bewusste Entscheidung des Patienten und seiner Angehörigen. Wenn Angehörige die Pflege nicht oder nur teilweise übernehmen können, braucht es externe Hilfe durch professionelle Pflegekräfte.
Dies stellt Patienten und Angehörige oft vor große finanzielle Belastungen. Glücklicherweise sind Leistungen für die ambulante Versorgung bereits in der Pflegeversicherung vorgesehen, so dass möglichst viele Menschen in den Genuss einer Pflege im gewohnten Umfeld kommen können.
Hierbei wird unterschieden zwischen Pflegegeld, das den Patienten als Geldmittel zufließt und frei an professionelle Pflegekräfte, ehrenamtliche Personen oder Angehörige ausgezahlt werden kann, sowie den Pflegesachleistungen, welche als Erstattung für konkrete Hilfen und Tätigkeiten von Pflegediensten ausgezahlt wird.
Beide Leistungen lassen sich zu einer sogenannten Kombinationsleistung vereinen, um eine möglichst individuelle Versorgung der Patienten sicherstellen zu können.
Angehörige und Pflegebedürftige finden bei Pflegeberatungen Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen aus der Pflegeversicherung. Alle Versicherten haben einen gesetzlichen Anspruch auf eine Pflegeberatung bei offiziellen Beratungsstellen.
Für die eigene Recherche vorab finden sich im Internet Pflegekostenrechner, die mit wenigen Klicks eine Orientierung für die zu erwartenden Kosten bieten können.
Anschlussversorgung von Patienten durch spezialisierte Dienstleister
Institutionelle Strukturen für eine Anschlussversorgung von Patienten sind ein weiterer Faktor im Themenkomplex und rücken den Patienten in den Mittelpunkt.
Professionelle Anbieter von Health Care Dienstleistungen etwa schreiben sich das sogenannte „Überleitungsmanagement“ auf ihre Fahnen; damit ist der Prozess gemeint, der Aufnahme und Entlassung von Patienten aus den Krankenhäusern und eine nachgelagerte medizinische Versorgung umfasst.
Weiterführende Informationen dazu lesen Sie im Interview mit Prof. Dr. Christian Schmidt zur Zukunft der medizinische Versorgung.
- Redakteurin (Test- und Erfahrungsberichte) bei tagesblog.de
- PR & Technikjournalismus B.Sc.
- Jahrgang 1988
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