Digitale Gesundheitskompetenz

Gesundheitskompetenzen: Sind Schlüsselqualifikationen für die Bevölkerung auch wirklich schlüssig?

Was versteht man unter „digitale Gesundheitskompetenz“?

Die digitale Gesundheitskompetenz verleiht Menschen die Fähigkeit, digitale Gesundheitsinformationen zu suchen, zu bewerten und in ihre Gesundheitsentscheidungen einzubeziehen.

Fertigkeiten in der deutschen Bevölkerung

Leider zeigt sich in Deutschland ein erheblicher Mangel an digitaler Gesundheitskompetenz. Über drei Viertel der Bevölkerung (75,8 %) haben Schwierigkeiten, Fragen der Gesundheit kompetent entscheiden zu können. Nur 13 % geben an, keinerlei Schwierigkeiten darin zu haben, digitale Gesundheitsinformationen zu finden und angemessen zu nutzen, während weitere 11,2 % eine ausreichende digitale Kompetenz aufweisen.

Besonders besorgniserregend ist, dass Menschen mit niedriger Bildung (86,7 %), ältere Menschen (86 %) und Personen mit niedrigem sozialem Status (80,2 %) über eine geringe digitale Gesundheitskompetenz verfügen. Menschen mit Migrationshintergrund und chronischen Krankheiten unterscheiden sich hingegen nicht wesentlich von der Durchschnittsbevölkerung.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass in Deutschland dringender Handlungsbedarf besteht, um die digitalen Gesundheitsfertigkeiten zu verbessern. Bei der Entwicklung von Interventionen sollten insbesondere gefährdete Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden, da nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen bestehen.

Allgemeine Gesundheitskompetenz

Im Januar 2021 wurden Daten zur allgemeinen Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland veröffentlicht. Die Studie zeigt, dass fast 59 % der Bevölkerung Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogenen Inhalten haben. Etwa 15 % verfügen über exzellente Fähigkeiten, und bei 27 % kann die Gesundheitskompetenz als ausreichend eingestuft werden. Dies bedeutet, dass die Mehrheit Schwierigkeiten hat, gesundheitsrelevante Auskünfte und Angaben zu finden, zu verstehen, zu bewerten und zu nutzen.

Besonders die Bewertung und Anwendung der gefundenen Informationen bereitet der Bevölkerung in Deutschland Schwierigkeiten. Dreiviertel der Befragten finden es schwierig, gesundheitsrelevante Informationen zu beurteilen, und mehr als die Hälfte hat Probleme, die gefundenen Informationen anzuwenden. Darüber hinaus geben fast 50 % der Befragten an, Schwierigkeiten beim Finden und Verstehen von gesundheitsbezogenen Informationen zu haben.

Die Studie betont auch soziale Ungleichheiten. Insbesondere Menschen mit niedriger Bildung (78,3 %), niedrigem sozialen Status (71,9 %) und ältere Menschen (65,1 %) weisen eine geringere Gesundheitskompetenz auf. Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen haben ebenfalls eine niedrigere Gesundheitskompetenz als solche mit nur einer langanhaltenden Krankheit. Menschen mit eigener Migrationserfahrung zeigen eine höhere Rate an geringer Gesundheitskompetenz im Vergleich zu Menschen mit nur elterlicher Migrationserfahrung.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Gesundheitskompetenz in Deutschland zu fördern. Maßnahmen zur Verbesserung der persönlichen Gesundheitskompetenz – wie beispielsweise die elektronische Patientenakte (ePA) – sind wichtig, aber allein nicht ausreichend. Es bedarf eines umfassenden Ansatzes, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung in der analogen und digitalen Gesundheitslandschaft besser navigieren kann.

Weiterführende Informationen dazu: Digitale Prozesse im Gesundheitsbereich (Interview mit Prof. Christian Schmidt) sowie Innovationsbeschleuniger im Gesundheitswesen